Alle hatten sich darauf gefreut und dann Pustekuchen. Der Landrat, Vertreter des Ingenieurbüros und auch diverse Journalisten wollten vergangene Woche dabei sein, wenn tonnenweise Beton in die Verschalung der Brückenwiderlager eingefüllt wird. Die Sonne schien. Der Himmel war stahlblau. Beste Voraussetzungen, so sollte man meinen. Doch es war zu kalt zum Betonieren. Die „Show“ wurde abgesagt und das Wetter stattdessen beobachtet. Am Wochenende gab es dann zwei Tage um die null Grad. Also kein Dauerfrost! Das war der Startschuss. Beton bestellen, anliefern lassen und einfüllen. Seit Dienstag fließt der Beton nun ohne Publikum zwischen die gelben Verschalungsbretter.
Einer muss den Schlauch halten
Dass keiner zuschaut, ist wirklich schade. Denn zwischen den gelben Wänden ist nicht nur Luft, Bewehrungsstahl und eine langsam immer höher steigende, graue Masse. Da ist auch ein Mensch! Der wackere Kerl hält den langen Schlauch der Betonpumpe am Ende fest und verhindert damit, dass er beim Einfüllen wild in der Gegend herum schlackert. Das würde nämlich dazu führen, dass der Beton sich sozusagen wieder „entmischt“. Darüber wäre bestimmt nicht nur der Fachmann aus Hamburg, der die Mischung eigens für die aktuelle Wettersituation in unserer Baustelle festgelegt hat, sehr traurig. 😉
Leichte Verspätung
Sie sehen schon: Jetzt den Beton einzufüllen, war keine leichte Entscheidung. Einerseits galt es das Risiko, dass es dem Werkstoff zu kalt werden könnte, gut abzuschätzen. Andererseits ist da der Sperrtermin der Deutschen Bahn am 1. April in der Zeit von 00:30 bis 06:30 Uhr. In diesem doch recht ambitionierten Zeitfenster, werden acht Träger über die Bahnstrecke auf die Widerlager und Stützpfeiler aufgelegt. Und das werden sie nach den Planungen ganz bestimmt, denn wenn es zu dem Termin und in dem Zeitraum nicht klappt, dann gibt es die nächste reguläre Möglichkeit erst zwei Monate später. Die Deutsche Bahn ist da ganz rigoros, weil sie gerne pünktlich sein möchte. Da kann der Bauleiter oder jemand vom Kreis auch nicht mal eben irgendwo anrufen und sagen „Wir brauchen eine halbe Stunde länger.“, wenn kurz vor Schluss noch ein Träger fehlt. Das wäre dann wieder ein Fall von Pustekuchen. Und zwar ein richtig fieser! Denn eigentlich soll die Brücke Ende Juni fertig sein. Aktuell sieht es bei einer leichten Verzögerung von etwa zwei bis drei Wochen nach einer Fertigstellung im Juli aus. Das ist nicht weiter schlimm, weil die Straßenbauarbeiten trotzdem wie geplant beginnen könnten. Weitere zwei Monate Verspätung wären dagegen eher suboptimal. 😉
Gefahr gebannt
Die neuen Träger sind übrigens schon fast fertig. Mitarbeiter der Kreisverwaltung fuhren vergangene Woche nach Nidda bei Fulda, um im Werk des Herstellers vorab schon mal einen Blick darauf zu werfen. Es wäre ja auch ziemlich blöd, wenn vor Ort alles pünktlich fertig wird und sich dann bei der Anlieferung durch mehrere Schwertransporte herausstellt, dass bei den Trägern irgendwas nicht passt. 😉 Diese Gefahr ist durch den Besuch, zumindest was die Fertigungsqualität betrifft, auf jeden Fall schon mal gebannt.
Zuerst die Arbeiten an den Gleisen
Betoniert sind bis jetzt:
- Das Widerlager der neuen Brücke auf der nördlichen Seite.
- Einer von insgesamt vier Mittelpfeilern.
-
Die Fundamentplatte des Widerlagers auf der Südseite.
Zwischen der Bahnstrecke und der Osnabrücker Straße werden an zwei Standorten jeweils zwei Mittelpfeiler nebeneinander gebaut. Vorrang haben alle Arbeiten in der Nähe der Gleise. Deswegen steht neben den Schienen schon der erste Pfeiler. Mit dem zweiten geht es nächste Woche los. Der Rest wird natürlich auch noch angepackt. Schließlich kommen die Betonmischern nicht nur für einen vergleichsweise filigranen Stützpfeiler vorbei.
Abriss geht immer!
Um schon mal Platz für die Straßenbauarbeiten zu schaffen, wurde innerhalb von zwei Tagen ganz nebenbei noch das Gehöft Osnabrücker Straße 34 abgerissen. Das geht auch wenn’s bitter kalt ist ganz zuverlässig. Aber Publikum einladen, das dann in einer Abriss-Staubwolke steht, das muss ja nun auch nicht unbedingt sein. 😉
Heiner says
Wahnsinn, wie es bei dieser Brücke, die wirklich keiner braucht voran geht.
Wer sich wirklich dort auskennt, weiß dass man vor den Schranken nie lange warten musste. Gerne kann man mal nach Bruchmühlen kommen, wo es manchmal einen Rückstau durch den Kreisel bis zur Autobahn gibt. Aber das wird ja durch den Lidlneubau besser.
Schade für den Landrat, dass er bei den Betonarbeiten nicht dabei sein konnte, wo er doch sonst so gerne in der Zeitung steht. Aber vielleicht hatte er dadurch ja etwas Zeit darüber nachzudenken, was dieses Denkmal soll.
Bei der planerischen Intelligenz der Kreisbaubehörde muss man allerdings bezweifeln, dass die Lustreise nach Nidda dazu geführt hat Fehler zu vermeiden. Hoffentlich hatte diesmal niemand eine schlaue Idee.
Aber immerhin sind alle Leute, die sehen, was dort entsteht wirklich begeistert von der Verschandelung der Landschaft.
Toll auch der Kommentar zum Gebäudeabriss, dies kann natürlich nur von jemandem kommen, der wahrscheinlich noch nie eine Bindung zum Ort gehabt hat, wo er aufgewachsen ist.
Heiko Link says
Hallo Herr Bauers,
danke, für Ihren Kommentar. Er löste eine Diskussion aus, die ich persönlich wirklich interessant und spannend fand.
Wir haben uns gefragt, ob Ihr Kommentar gegen unsere Regeln / Netiquette verstößt. Die finden Sie auf der Seite „Mitreden!“. Wir haben die Regeln für Kommentare dort bewusst kurz und locker gehalten.
Was wir im Baustellentagebuch nicht möchten, sind persönlichen Angriffe. Wir wünschen uns einen sachlichen Austausch, bei dem man selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein und diese auch ganz frei äußern darf! (Als Journalist könnte ich alles andere auch gar nicht verkraften.)
Wie es scheint, gehören Kommentare, die persönlich werden, zum Baustellengeschehen irgendwie auch dazu. Deswegen haben wir entschieden, Ihren Kommentar öffentlich freizuschalten. Diese Entscheidung kommt übrigens auch aus der Kreisverwaltung.
Fragen an uns, die ich noch beantworten könnte, gibt es in Ihrem Kommentar nicht. Deswegen einfach nur danke, für die interesante Diskussion.
Beste Grüße,
Heiko Link