Eigentlich war es eher wie Weihnachten. Die vielen Lichter, die acht roten LKWs (die mich an den Weihnachtstruck eines Softdrinkherstellers erinnerten), knapp über null Grad Außentemperatur und ohne Ende coole Fotomotive auf dem Gabentisch. Dazu reges Treiben wie auf dem Weihnachtsmarkt. In „Echtzeit“ war es Ostersonntag, 00:30 Uhr Morgens, als der Startschuss zum Einbau der 20 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Längsträger an der Bahnbrücke Rödinghausen fällt. Alle waren hellwach und hochkonzentriert, weil für zweite Versuche in dieser Nacht keine Zeit war. Um 05:30 Uhr war es dann geschafft: Der letzte der acht Längsträger lag und das sogar noch vor der Zeit. Die Bahnstrecke und die Osnabrücker Straße konnten wieder für den Verkehr freigegeben werden. Voraussichtlich Mitte Mai wird die Osnabrücker Straße noch mal voll gesperrt. Dann werden die nächsten Träger eingebaut.
Bei Bahn-Sperrpausen weiß man nie
Die beiden außen liegenden Spannbetonträger waren die schwierigsten, weil das nicht einfach nur Längsträger sind. An die Außenseiten dieser Träger wurden im Fertigteilwerk so genannte „Kappenaufweitungen“ dran betoniert. Darauf verläuft später der Rad- und Gehweg. Das erschwert den Einbau ungemein, weil die tonnenschweren Betonteile mit zusätzlichen Halterungen und Seilen genau ausbalanciert sein müssen, wenn der 500-Tonnen-Kran sie anhebt. Im Gegenzug erspart diese Bauweise dafür eine erneute Sperrpause bei der Deutschen Bahn. Die wäre für das Einschalen und Betonieren der Kappenaufweitungen vor Ort nämlich erforderlich gewesen. Und das ist gut, weil: Bei so einer Sperrpause weiß man nie. Sollte es zum Beispiel irgendwo einen Personenschaden geben und die Bahn braucht die Strecke zum Ausweichen, dann wird der ganze Zauber aus gutem Grund nämlich kurzfristig wieder abgesagt. Was in der Osternacht zum Glück nicht passiert ist.
Bevor der erste der äußeren Träger mit Kappenaufweitung aufgelegt werden konnte, mussten zunächst die drei angrenzenden inneren Längsträger liegen. Der zweite wurde dann ganz am Schluss eingebaut, was die Sache in den frühen Morgenstunden noch mal richtig kniffelig und spannend machte. Mit den riesigen Betonteilen auf beiden Seiten genau die Lücken auf dem Widerlager und dem Mittelpfeiler zu treffen, das ist ganz großes Kino. So einen spannende Osternacht hatte ich noch nie. 😉
Mitte Mai kommen noch mal 16 Träger
Nachdem nun alles geschafft ist, wird heute der Kran abgebaut. Der macht sich in der Nacht dann als Schwertransport auf den Weg zur nächsten Baustelle.
Über der Bahnstrecke wird in den kommenden Wochen nicht viel passieren. Die Arbeiter konzentrieren sich jetzt darauf, das zweite Widerlager und die beiden noch fehlenden Mittelpfeiler fertig zu stellen. Sobald das erledigt ist, werden weitere 16 Betonträger für die beiden restlichen Brückenfelder angeliefert. Die werden in einer ähnlichen Aktion eingebaut. Dann allerdings tagsüber, weil die Baufirma sich nicht nach den von der Deutschen Bahn vorgegebenen Sperrzeiten richten muss. Gesperrt wird auch „nur“ die Osnabrücker Straße. Das wird voraussichtlich Mitte Mai passieren. Den genauen Sperrtermin und Einzelheiten zum gesperrten Bereich, erfahren Sie rechtzeitig hier im Baustellentagebuch.
Häcker Ralf says
Eine sehr gute Handwerkskeistung. Sehr eifühlsam beschrieben. Könnte es genauso hautnah verfolgen.
Leider steht das Brückenbauwerk an vollkommen falscher Stelle. Als Brückennachbar werde ich immer wieder angesprochen warum gerade da eine Brücke gebaut wird – das weiß ich auch nicht. Leider wird davon nie berichtet.
Heiko Link says
Hallo Herr Häcker,
danke für den Kommentar!
Wir fragen uns gerade, ob wir mal was dazu schreiben sollen, warum die Brücke da gebaut wird. Heute fiel mir dazu ein Kommentar bei Facebook auf. Jetzt noch Ihr Kommentar im Baustellentagebuch. Ich denke, wir sollten die Sache mal angehen. 😉
Ob und wann das mit dem Bericht klappt, kann ich noch nicht sagen. Aber ich kümmere mich mal darum.
Beste Grüße,
Heiko Link
Heiko Link says
Hallo Herr Häcker,
ich melde mich mit einem kurzen Zwischenstand.
Vom Kreis Herford werde ich eine offizielle Stellungnahme zu Ihrer Anfrage bekommen, die ich dann hier im Baustellentagebuch veröffentlichen darf.
Wegen der größeren Arbeiten und Sperrungen dauert es allerdings noch ein bisschen. Wir haben Sie aber keinesfalls vergessen!
Beste Grüße,
Heiko Link
Heiko Link says
Hallo Herr Häcker,
ich gebe zu: Es hat ein bisschen gedauert. Jetzt habe ich zu Ihrem Kommentar eine offizielle Stellungnahme vom Kreis Herford zur Veröffentlichung im Baustellentagebuch bekommen. Sie finden sie hier:
https://www.baustellentagebuch.de/bahnbruecke-roedinghausen/baustelleninfos/offizielle-stellungnahme-vom-kreis-herford-zur-bahnbruecke-roedinghausen/
Ich weiß nicht, wo Sie genau wohnen. Wenn es da ist, wo ich vermute, dann gucken Sie aus dem Fenster direkt vor das Widerlager. Dann wird es vermutlich kein Argument geben, das über einen „schwachen Trost“ hinaus geht. Deswegen hoffe ich, dass ich wenigstens ein bisschen weiter helfen konnte.
Beste Grüße,
Heiko Link