
Klein, gelb, unglaublich stark: Eine der acht Hydraulikpressen an der Hansabrücke. Fotos: Heiko Link
Wenn Sie das hier lesen, dann wird Herfords Hansabrücke schon nicht mehr von ihrem Mittelpfeiler, sondern von der Abstützkonstruktion getragen. Heute Mittag war die Zeit reif, um die Brücke per Hydraulik um zwei bis drei Zentimeter anzuheben, ein paar Eisenblöcke in die entstehenden Lücken zu legen und anschließend die 500 Tonnen Last wieder abzusenken. Unter dem Gewicht bogen sich die Stahlträger wieder etwas durch und siehe da: Alles sieht (fast) aus wie vorher. Das „Stützgerüst“ wurde in einem Arbeitsgang vom Prüfstatiker abgenommen, sodass voraussichtlich nächste Woche der Pfeiler abgerissen wird.

Blockware: Nachdem die Brücke aus den Rollenlagern gehoben wurde, wird mit Eisenblöcken unterfüttert.
An acht Punkten wurde die Hansabrücke heute aus ihren Rollenlagern gehoben. Die dafür verwendeten Pressen mussten jeweils circa 180 Tonnen Gewicht nach oben wuppen. Kein Problem: Ausgelegt sind die kleinen, gelben und einer Mine ähnelnden Dinger auf 300 Tonnen pro Stück. Hochgepumpt wird der Koloss ganz vorsichtig und schön langsam per Handpumpe, damit sich alle Punkte gleichmäßig anheben und sich die Brücke nicht verkantet. Um es sich beim Anheben nicht unnötig schwer zu machen, durften Lastwagen die Hansabrücke am heutigen Mittwoch nicht überfahren.
500 Tonnen anheben mit der Handpumpe
Am Freitag wird der Abrissbagger in der Baustelle angeliefert. Viel mehr wird aufgrund des Brückentages (wie passend! 😉 ) vermutlich nicht passieren. Wenn der Bagger sein Werk vollbracht und den Mittelpfeiler abgerissen hat, dann wird das Abstützgerüst mit Querverbindungen noch ein weiteres Mal stabilisiert. Dazu werden 30 Zentimeter starke Stahlträger eingebaut. Der Grund dafür ist, dass nicht nur der Pfeiler selbst, sondern auch sein Fundament im Boden auf 1,50 Meter Tiefe abgerissen wird. Das könnte dazu führen, dass Kräfte auftreten, die nicht von oben sondern seitlich auf die Abstützkonstruktion einwirken. Damit dann nichts passiert, wird quer verstärkt. Was ja – wenn der Mittelpfeiler abgerissen und damit nicht mehr im Weg ist – gut zu machen ist.
In der Erde verbleibt dann noch ein circa ein Meter tief reichender Rest vom alten Fundament. Darauf wird das Neue aufgebaut. Das bringt den Vorteil eines so genannten „ungestörten Bodens“. Das bedeutet, dass beim Neubau im Boden keine Entlastungsreaktion stattfindet. Es gibt also kein frisch bewegtes Erdreich wo irgendetwas nach- oder wegrutscht.
Nach dem wirklich spannenden Moment heute, in dem die Last von der Hansabrücke auf die Abstützkonstruktion verlagert wurde, kommt jetzt aber erstmal ein ungestörtes langes Wochenende. 😉
- Kommt weg: Vom alten Fundament werden noch 1,50 Meter abgerissen.
- Querverbindung erforderlich: Wenn das Fundament abgerissen wurde, müssen die Stützpfeiler gegen seitliches Wegrutschen gesichert werden.
- Träger-Parade: Seit heute trägt die Abstützkonstruktion das Gewicht der Hansabrücke.
- Stabile Angelegenheit: Von den 80 Zentimeter starken Stahlträgern wurden immer zwei nebeneinander verbaut.
- Kommt nächste Woche weg: Der Mittelpfeiler der Brücke.
- Heeebt an: Während unten gepumpt wird, werden oben die Eisenblöcke untergeschoben. Bei genauem Hinsehen sind zwei davon jeweils links von den beiden Kreuzen zwischen dem Träger der Abstützkonstruktion und dem der Brücke zu erkennen.
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